35 – Unser letzter Tag in Siem Reap

Am Folgetag werden wir unsere Zelte in Preksromot abbrechen und die verbleibenden Tage unserer Reise mit Strandurlaub verbringen. Zunächst sollte unsere Reise mit dem örtlichen „Linienbus“ von Siem Reap nach Battambang gehen, die Stadt von der alle (mir bekannten) Reiseführer schwärmen, dass sie so hübsch sei, was vornehmlich an dem dort vorherrschenden kolonialen Baustil liegt. Nach einer Übernachtung geht es mit dem Großraumtaxi weiter über Pailin zu dem Grenzübergang Psa Phrom bzw. LonPhakkard auf der thailändischen Seite auf die Insel Ko Chang, Loneley Beach ins Bhumiyama Beach Resort and Spa. Der Fährhafen zum Übersetzten auf die Insel ist Laem Ngop.

Nun aber zurück zu unserem vorerst letzten Tag in Siem Reap und Preksromot, in unserer Mission für Köln hilft Kambodscha. Wir hatten unseren letzten Tag als den Tag auserkoren, an dem wir einen kleinen Teil der weltberühmten Tempelanlagen von Angkor einen Besuch abstatten. Kurz gesagt, nach kurzem Frühstück ging es zusammen mit Herrn Chanthol um 6.15 Uhr mit unserem Bus los.

Auch wenn es schon mein dritter Besuch der Tempel von Ta Prohm, Angkor Thom, Angkor Wat und Bayon war, ließen in mir die Ausmaße dieser Tempelanlagen mit den zig, zig Tonnen von verbauten Steinen, das offensichtliche Alter dieser Anlagen, die zum Teil riesigen darauf wachsenden Bäume erneut Ehrfurcht und Bewunderung auf die Kultur Kambodschas in mir aufsteigen. Mit Herrn Chanthol, der uns während unserer nahezu gesamten Zeit in Siem Reap und Preksromot als Führer und Dolmetscher diente, waren wir eine kleine elitäre Reisegruppe von 6 Personen mit eigenem Reiseführer.

So streiften wir unter anderem auf den Spuren von Lara Croft durch den von stattlichen Bäumen mit unglaublich dicken Wurzeln dominierten Tempel Ta Prohm. Bei gut 40° Celsius kletterten wir einiges später auf den zentralen Turm von Angkor Wat und ließen uns von der Aussicht auf das umliegende riesige Tempelareal, das teils durch Urwald bedeckt ist, beeindrucken. Gegen 12.00 Uhr waren wir voller Eindrücke über Könige, Apsaras, Mönche, Tempelanlagen, Wasserwege, Fresken, und vieles, vieles mehr. Planmäßig beendeten wir unsere Sightseeingtour durch die Tempelanlagen von Angkor mit der Empfehlung an alle, dieses Kulturerbe selbst zu besuchen und sich selbst in die Hochkulturzeit Kambodschas entführen zu lassen. Es ging mit dem Bus zum Bürgermeister nach Kompong Khleang. Dieser Ort liegt hinter Preksromot an der gleichen Straße. Es ist ein Fischerdorf und wurde bereits in vorangegangenem Beitrag beschrieben. Zwei Tage zuvor war ich mit Herrn Chanthol dort gewesen und konnte mich von der Dringlichkeit frischen Trinkwassers in Form zweier Tiefbrunnen für die Bewohner überzeugen. In dem Besuch heute galt es zusammen mit dem Bürgermeister Kho Klang die beiden Standorte im Dorf festzulegen. So zogen wir zusammen mit Kho Klang durch das Dorf. Die Bewohner, die zu Hause in ihren Hütten saßen, schauten neugierig auf die merkwürdige Delegation. Teilweise winkten sie uns zu, denn es hatte sich bereits herumgesprochen, dass es in Kürze zwei Tiefbrunnen geben würde.

Der erste Brunnenplatz war schnell gefunden, er soll unmittelbar neben dem Gemeindehaus entstehen, so dass möglichst viele Bewohner einen Nutzen davon haben.

Der Zweite Brunnen soll in einem anderen Teil des Ortes etwa 170 Meter weiter entstehen. Direkt zwischen zwei Hütten, an einem kleinen Platz neben einem kleinen Geschäft (ein Tante-Emma-Laden auf kambodschanisch). Zwischendurch kam bei der Bevölkerung, die sich mittlerweile unserer kleinen Delegation angeschlossen hatte, eine kleine Streiterei auf, da jeder gerne den Brunnen direkt neben seinem Haus sehen würde. Nach einer Diskussion, bei der sich unser Herr Chanthol kräftig beteiligte, akzeptierten schließlich alle Dorfbewohner den von Bürgermeister Ko Klang vorgeschlagenen Brunnenplatz, so dass die Brunnenbohrarbeiten in Kürze beginnen können.

Mit vielen „Thank you“ und „good luck“-Wünschen der Bewohner von Kompong Khleang brachen wir schließlich auf in Richtung des Brunnens in Preksromot, der sich gerade im Bau befindet. Dort war man schon bei rd. 33 Meter Bohrtiefe angekommen. Die Männer waren guten Mutes, den Brunnen in Kürze fertig stellen zu können. Dank der großzügigen Spende von RWE Companius sind wir in der Lage, diesen Brunnen zu bauen. Laut Angaben der Arbeiter erwarten Sie, dass die Bohrung in den nächsten Tagen auf Wasser stößt.
Sobald der Brunnen fertig gestellt ist, werden die Arbeiten in dem Fischerdorf an den beiden Brunnen beginnen. Nachdem wir uns überzeugt hatten, dass die beauftragten Brunnenbohrer an den Brunnen arbeiteten, fuhren wir weiter zum Café Colonia, um hier die letzten Handgriffe am Rohrleitungssystem für die Zisterne, die Toilette und die Küche zu erledigen.

Dank der Hilfe von Mo, dem fleißigen Helfer in Preksromot, und den beiden Zimmermännern, die uns unermüdlich geholfen hatten, waren wir auch damit schnell fertig. Ein kurzer Probelauf zeigt, dass der Wasserlauf wieder funktionierte. Allerdings mussten wir Herrn Chanthol bzw. Christoph Riepen, unseren Volontär, bitten noch einige Dinge die wir angestoßen haben zu erledigen. Weiterhin fehlen noch die in Auftrag gegebenen Schilder, die an den gebauten Brunnen auf Köln hilft Kambodscha sowie die Spender, die die einzelnen Aktivitäten ermöglichen, hinweisen. Auch der Gitterschrank für den neuen Generator im Café Colonia, wird erst in den nächsten Tagen fertig. Zum Schluss besuchten wir noch das Bauerndorf Travkhit, um hier ein letztes mal zu sehen, wie weit die Bewohner mit der Zementierung gekommen sind. Die Randummauerung des von der Firma Henkel finanzierten Brunnen war fertig, der Innenraum mit Erdreich aufgefüllt, so dass am nächsten Tag die Zementierarbeiten für die Deckplatte gemacht werden können. Die Kinder haben den Brunnen schon in Beschlag genommen und freuten sich sichtlich an dem frischen, kühlen Wasser. Noch ein paar Fotos von Brunnen und den Kindern und wir verließen gegen Abend erschöpft und zufrieden unsere Wirkungsstätten Richtung Hotel mit dem Bewusstsein, dass noch vieles zu tun, dennoch ein bisschen schon geschafft ist.

Als Fazit der vergangenen Tage möchte ich folgendes zusammenfassen: Unsere Hilfsaktionen werden dort durchgeführt, wo Hilfe wirklich benötigt wird. Wir haben uns kurzerhand entschieden, zwei geplante Brunnen aus Orten, die bereits vielfach mit sauberem Trinkwasser versorgt werden in Ortschaften zu verlegen, bei denen die Armut der Bevölkerung so groß ist, dass es für Teile von Familien nicht zu hochwassersicheren Hütten, geschweige denn für Trinkwasserbrunnen reicht. Auch wenn wir vielleicht unsere Ausrichtung hinsichtlich Müllsammeln und -entsorgen grundlegend überdenken müssen, sind die Bewohner der Orte Preksromot, Travkhit und Kompong Kleang sehr arme Menschen, die unsere Hilfe wirklich gebrauchen können und dankbar für jede Art von Hilfe sind. Möglicherweise war unsere Ambition eine sich selbst finanzierende Müllabfuhr einzurichten bei Bewohnern, die sich den ganzen Tag um die Versorgung Ihrer Grundbedürfnisse kümmern, zu hoch gegriffen. Dennoch können wir aus unseren Aktivitäten vergangener Reisen einen Sieg verzeichnen: Die Bewohner sammeln Müll in den aufgestellten Mülltonnten. Das ist eine Basis, auf der bei den nächsten Reisen aufgebaut werden kann. Innerhalb der vergangenen Tage haben wir nicht alle, aber viele Reparaturarbeiten und Erweiterungen am Café Colonia mit harter körperlicher Arbeit, Schweiß und viel Hilfe durch die Bewohner erledigt. Meiner Meinung aber war der Dialog mit den Erwachsenen und den Kindern, der sich im Rahmen der beiden Waffelbackaktionen ergab, einer der wichtigsten unserer Leistungen. Die von Marlene Jenniges initiierte Aktion hat dafür gesorgt, dass die Dorfbewohner ihre Scheu mehr und mehr verloren und die Barrieren zu uns sanken. Jeden Tag waren mehr und mehr Kinder aber auch erwachsene Bewohner auf der Baustelle, um uns nicht nur zuzuschauen sondern auch zu helfen. Alles in allem sind wir nun nach 6 Tagen erschöpft aber auch zufrieden und werden die paar Erholungstage sicherlich sehr genießen. Ich möchte mich hier bei meinen Mitreisenden Marlene, Melanie, Karl-Heinz, Thomas B. und Thomas S. sowie Herrn Chanthol für ihren unermüdlichen Einsatz und die tolle Gemeinschaft bedanken. Mit Euch fahre ich jederzeit wieder nach Kambodscha.

In diesem Sinne verbleibe ich an alle mit den besten Grüßen aus Kambodscha. Ich freue mich schon, den daheimgebliebenen Fotos zu zeigen und Geschichten zu erzählen.

Euer Michael Scherz

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