38 – Start unserer Reise im Herbst 2012

Samstag, der 29.9.2012

(von Horst-G. Lippold)

auf dem Weg nach Kampong Kleang

Auf der Mitgliederversammlung am 18. September haben wir besprochen, welche Aufgaben unsere Gruppe – bestehend aus Marcel Weich, Stefan Roller und mir – auf der Kambodschareise vom 27.9. – 9.10.2012 vornehmlich angehen soll.

Demnach erwartet uns zuerst eine Bestandsaufnahme der bisher gebauten Brunnen und Projekte und im weiteren die Suche nach neuen Brunnenstandorten, die im Frühjahr 2013 gebaut werden sollen. Darüber hinaus wollen wir einen weiteren Versuch mit unserem Projekt zur Müllentsorgung starten. Schließlich wollen wir prüfen, ob bauliche Aktivitäten zur Verbesserung der Wohnsituation bei besonders bedürftigen Familien oder zur Erweiterung von Schulen o.ä. für ausgewählte Dörfer sinnvoll sind.

Unsere Reise  begann für mich am 27.9.2012 morgens um 7 Uhr in Köln: zum Frankfurter Flughafen, mit Emirates über Dubai nach Bangkok und von dort per Taxi und Minivan über die Grenze in Poipet nach Siem Reap, wo wir endlich am nächsten Abend im Hotel ein- und gleich auch Herrn Chantol trafen.

Am nächsten Morgen ging es nach kurzer Lagebesprechung im Hotel los mit der  Bestandsaufnahme unserer bisherigen Projekte in puncto Brunnenbau, Müllentsorgung und Cafe Colonia.

Wir begannen in Svey Che, wo Anfang des Jahres ein Brunnen in der Mitte des Dorfes gebaut wurde und laut Herrn Chantol großes Interesse an einer geregelten Müllentsorgung besteht.

Der Brunnen wurde zwischen einer Gruppe von Hütten sichtlich sehr armer Bewohner gebaut, die vorher in der Trockenzeit mehr als 1 km bis zur nächsten Wasserstelle laufen mussten. Er funktioniert zur großen Freude der Bewohner und natürlich auch unserer einwandfrei und damit konnten wir auch schon unsere erste Station als Erfolg abhaken.

der Brunnen in Svey Che …
 … und die umliegenden Hütten

Das Gespräch mit dem Bürgermeister zur angedachten Müllentsorgung gestaltete sich allerdings deutlich schwieriger als erhofft. Im Dorf gibt es 265 Haushalte bzw. ca. 1500 Einwohner, die überwiegend vom Reisanbau und der Viehzucht leben. Die Bewohner des Dorfes sind bereit, pro Haushalt monatlich 2000 Riel (= 0,5 US Dollar bzw. 0,4 Euro) für die Müllentsorgung zu zahlen und betreiben z.T. auch auf privater Basis die Kompostierung ihrer Abfälle.

Nach unseren Erfahrungen in Preksromot reicht dies allerdings nicht, denn zur laufenden Finanzierung benötigt man monatlich 240 – 270 USD. Davon entfallen auf den Müllmann ca. 70 – 80 USD, auf den Abtransport des Restmülls zur Deponie 120 – 140 USD, auf Kraftstoff und kleinere Reparaturen des Müllmopeds nebst Anhänger ca. 20 – 30 USD und auf die Miete eines Müllsammelplatzes ca. 20 USD. Dauerhaft und sicher finanziert wird die Müllentsorgung also nur, wenn jeder Haushalt monatlich 4000 Riel bzw. 1 USD bezahlt. Der Bürgermeister versprach, dies in der Gemeinde zu besprechen, war allerdings ob der diesbezüglichen Erfolgsaussichten genau wie wir skeptisch. Unter diesen Umständen macht es dann leider wenig Sinn, mit der Müllentsorgung in Svey Che zu beginnen.

Am Montag wollen wir unabhängig von der Entsorgung des Restmülls in der Schule von Svey Che besprechen, inwieweit die Schule es unterstützen bzw. über die Lehrer permanent einfordern würde, das die Schulkinder die Wertstoffe von zuhause in bereitstehende Boxen in der Schule bringen würden, um aus dem Verkaufserlös Schulmaterialien etc. zu kaufen. Die verkäuflichen Wertstoffe im Hausmüll sind Papier/Pappe, Plastikflaschen, größere Plastikteile, Glas, Metall und Büchsen. Dies wäre zumindest ein Einstieg in die Müllentsorgung.

Unsere zweite Station war der neue Brunnen in Travkhit, der ebenfalls gut funktioniert und die Bewohner so begeistert, dass sie seinerzeit die Einweihung eine ganze Nacht gefeiert haben.

Brunnen in Travkhit

Schließlich kamen wir wieder in Preksromot an, wo wir feststellen mussten, dass unser allererster Brunnen an der Schule offenbar seit längerem defekt war und nun als Fahradabstellplatz genutzt wurde. Es ist schwer verständlich, warum die Einwohner seine Reparatur nicht veranlasst oder wenigstens Herrn Chantol diesbezüglich verständigt haben; also haben wir dies nun selbst in die Hand genommen und Herrn Chantols Tel.nr. für künftige Fälle hinterlassen.

unser allererster Brunnen an der Schule in Preksromot
(nach der von uns veranlassten Reparatur)

Die Müllentsorgung in Preksromot hatte ein halbes Jahr funktioniert, bis sie wegen der ausbleibenden Einnahmen im Cafe Colonia eingestellt wurde; eine Eigenbeteiligung der Einwohner bei der Finanzierung war seinerzeit in Preksromot nicht durchsetzbar gewesen. Wir haben festgestellt, dass von den von uns aufgestellten Mülltonnen seitdem viele abhanden gekommen sind. Offensichtlich sind die Menschen in Preksromot nicht von der Sinnhaftigkeit der von uns initiierten Müllentsorgung überzeugt. Ich vermute, dass sich diese Verhältnisse erst ändern werden, wenn der Staat in Kambodscha eine Müllabfuhr und die dafür erforderlichen Grundbesitzabgaben per Gesetz einführt.

oh Mann !

Das Cafe Colonia war seit April nach der Abreise von Christoph Reipen geschlossen, da es weder von den Touristen noch von den Einwohnern richtig angenommen worden war bzw. die dafür eingestellte Frau sich als unfähig zum Betrieb des Cafes gezeigt hatte. Wir haben daraufhin beschlossen, das Gebäude wieder frei zu geben, damit Preksromot wenigstens wieder einen öffentlichen Treffpunkt hat. Zumindest in baulicher Hinsicht befindet sich das Gebäude mittlerweile in einem guten Zustand.

ohne Worte
(rechts die Zusterne für den Brunnen am Cafe)

Der im April gebaute Tiefbrunnen mit Generator und Pumpe und großer Wasserzisterne für die umliegenden Bewohner funktioniert zwar einwandfrei, wird aber nicht benutzt, weil der Generator zum Betrieb der Pumpe Treibstoff benötigt und keiner dafür Geld bezahlen will. Wir haben erfahren, dass der Generator seit April lediglich dreimal (!) benutzt wurde. Das hat uns dann doch die Sprache verschlagen und wir haben beschlossen, den Brunnen im Februar umzubauen und auf Handbetrieb umzustellen.

Der dritte im unteren Ortsteil von Preksromot gebaute Tiefbrunnen funktioniert dagegen wiederum einwandfrei und wurde von den Einwohnern gut angenommen. Zu beobachten war allerdings, dass die Bewohner in der Regenzeit trotz der mäßigen Wasserqualität grundsätzlich lieber auf Oberflächenwasser zurückgreifen.

der dritte Brunnen in Preksromot

Die beiden in Kampong Kleang gebauten Brunnen konnten wir nicht besuchen, da diese auf Wunsch der Anwohner anders als im April vereinbart nicht auf ein Podest gebaut worden waren und damit jetzt drei Meter unter Wasser lagen. Die Bewohner bauen das Brunnenoberteil während der Regenzeit ab und nutzen stattdessen das reichlich vorhandene Oberflächenwasser. Nach Aussage der dortigen Anwohner funktionieren allerdings beide Brunnen hervorragend und werden in der Trockenzeit intensiv genutzt.

Zu guter Letzt sind wir noch in einen anderen Ortsteil von Kampong Kleang gefahren, weil uns der dortige Gemeinderat um den Bau zweier zusätzlicher Brunnen gebeten hat. Es gibt dort keinen Brunnen und die Menschen müssen deshalb auch in der Trockenzeit zwangsweise auf schmutziges Oberflächenwasser zurückgreifen. Wir haben in einem längeren Gespräch mit dem Gemeinderat vereinbart, dass im Januar/Februar die beiden gewünschten Brunnen gebaut werden, sobald die von uns geforderte Eigenbeteiligung von 1 USD pro Familie (ca. 250 USD) vorliegt. Damit wollen wir sicherstellen, dass die Bewohner die Brunnen als ihre Brunnen verstehen und entsprechend an ihrer Erhaltung interessiert sind.

in Kampong Kleang

Damit war unser Tagwerk erledigt und wir sind im Dunkeln erst mit dem Boot über die idyllischen Wasserwege zurück nach Preksromot und dann mit dem Auto zum Hotel in Siem Reap gefahren, wo wir den Tag mit einem Abendessen und reichlich isotonischem Gerstensaft ausklingen liessen.

Horst-G. Lippold

Team Weich – Lippold – Roller

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